Sinnliche Menschen empfinden es als eine Bereicherung, jemandem beim Töpfern zuzusehen oder selbst etwas mit den Händen herzustellen. Sie genießen den Geruch des Meeres nach der Ankunft am geliebten Urlaubsort. Sinnliche Menschen haben Freude am Geschmack ihres Lieblingsgetränks. Sie nehmen den Gesang der Vögel bei einem morgendlichen Waldspaziergang im Frühling wahr und erfreuen sich daran. Sinnliche Menschen sehen, wenn Menschen um sie herum lächeln, achten darauf und lassen sich gerne davon anstecken.
Ein wichtiger Schlüssel, um mit allen Sinnen genießen zu können, sich wohlzufühlen und Glück zu empfinden, ist Achtsamkeit. Die Wissenschaftler Kirk Warren und Richard M. Ryan von der University of Rochester, NY, USA, haben in einer längeren Ausarbeitung unter dem Titel "Die Nützlichkeit präsent zu sein", Studien vorgestellt, die untersuchen, welche Rolle Achtsamkeit für das psychologische Wohlbefinden spielt.
Sie haben Achtsamkeit als erhöhte Aufmerksamkeit und Bewußtheit der Erfahrung oder der vorhandenen Realität gekennzeichnet. (S. 822) Hervorzuheben ist dabei, dass die auf die Gegenwart bezogene Aufmerksamkeit und Bewußtheit die Grundlage für jegliche Form von Achtsamkeit schafft. (S. 824)
Die Wissenschaftler aus Rochester haben festgestellt, dass Achtsamkeit einerseits hilft, Individuen von automatisierten Gedanken, Gewohnheiten und ungesunden Verhaltensmustern abzubringen und andererseits auch in direkter Weise zu Wohlbefinden und Glück beitragen kann. (S. 823)
So hat die Forschung gezeigt, dass eine stark motivierte und mit Flow einhergehende Tätigkeit, die durch hohes Engagement und Aufmerksamkeit für das Geschehen charakterisiert ist, außerordentlich Spaß macht und mit einem Sinn für Lebensfreude verbunden ist. (S. 824)
Die Forschungen in Rochester und Universitäten in anderen Ländern haben gezeigt, dass man Achtsamkeit trainieren und über diesen Weg das eigene Wohlbefinden steigern kann. Hier dazu einige Tips.
Bei allen psychologischen Betrachtungen und Analysen sollten wir auch im Blick haben, dass wir uns mit der Betonung von Achtsamkeit und Sinnlichkeit auch ein Stück menschlicher Geschichte und Gegenwart weiter erschließen. Mit ihren Sinnen haben unsere Vorfahren die Welt geschaffen, wie sie heute ist.
Ein gutes Gehör hat unsere Altvorderen vor ihren vielen Feinden gewarnt und sprachliche Kommunikation ermöglicht. Der Geschmacks- und Geruchssinn waren und sind unerlässlich, um stets neue Nahrungsquellen zu erschließen. In der Verbindung von Tastsinn und Sehen sind die Orte entstanden, in denen wir aktuell leben. Auch heute benutzen wir, wenn wir nicht gerade schlafen, jede Sekunde unsere Sinne, um zu arbeiten, uns zu erholen und zu genießen. Sinnlichkeit ist auch immer praktische menschliche Tätigkeit.
Quellen:
The Benefits of Being Present: Mindfulness and Its Role in Psychological Well-Being, by Kirk Warren and Richard M. Ryan, University of Rochester, Journal of Personality ans Social Psychology 2003, Vol. 84, No. 4, 822-848
Comments