„Führung auf Distanz, Remote Leadership und Hybrid Leadership erfordern einen ganz speziellen Umgang mit Mitarbeitenden und Teams. Was in der klassischen Face-to-Face-Führung funktioniert hat, lässt sich nicht einfach eins zu eins auf Distanzführung übertragen. Und: Hochglanzbroschüren und Wellbeing-Vorzeigeprojekte nützen nichts, wenn die einzelne Führungskraft beim ‚Weiter so‘ verharrt, statt den Führungsstil an die geänderten Anforderungen der Mitarbeitenden und Teams anzupassen. Wie ein Brennglas wirkt hybrides Arbeiten: Aspekte misslingender Führung treten viel deutlicher zutage und haben stärkere negative Auswirkungen.“
Das schreibt Bettina Hantmann-Willmes, DGPP-Absolventin und Expertin für Positive Führung, in ihrem neu erschienenen Buch „Remote Positive Leadership“.
Darin gibt sie Methoden aus Positiver Psychologie und Positive Leadership weiter, die besonders im hybriden oder remote Kontext etabliert und hilfreich sind.
Sie stellt fest, dass digitales Leadership bei vielen Führenden eine „Perception gap“ bedingt, also eine Verzerrung der Wahrnehmung des Gegenübers, da die persönliche Bindung zwischen Führungskraft und Mitarbeiter*in remote häufig verloren geht.
Neben Stärkeneinsatz und Selbstverantwortung sieht die Autorin einen Schlüsselfaktor in der Gestaltung guter Beziehungen am Arbeitsplatz, damit aus Verbindung auch echte Verbundenheit werden kann. Hierzu tragen insbesondere gelingende Kommunikation und Partizipation bei. Dafür empfiehlt Bettina Hantmann-Willmes zum Beispiel regelmäßige virtuelle Townhall-Meetings, in denen das Management den Mitarbeitenden vorab gesammelte Fragen beantwortet, oder sogenannte „Pulse-Checks“, bei denen Führungskräfte ihr Team in regelmäßigen Abständen zu ihrer Stimmung, der Arbeitssituation oder auch Ideen zur Verbesserung befragen.
Darüber hinaus betont die Autorin die Bedeutung von Vitalität und Gesundheit am Arbeitsplatz, die sich auch aus gesunden Grenzen (Boundary-Management), sowie Achtsamkeit und Stressmanagement speisen. In diesem Zusammenhang spricht sie auch über das Phänomen des „Präsentismus“, welches die Tendenz beschreibt, trotz einer Erkrankung zu arbeiten. Dabei stützt sie sich auf Zahlen der Techniker Krankenkasse, die belegen, dass mehr als ein Viertel der Arbeitnehmenden häufig oder sehr häufig trotz Erkrankung von zu Hause arbeiten.
Auch der Aspekt von remote oder hybridem On- und Offboarding findet im Buch Beachtung. „Remote Positive Leader sind hier besonders gefordert, in den ersten Wochen mit neuen Mitarbeitenden einen intensiven Austausch zu pflegen: Die Führungskraft ist für neue Mitarbeitende, die hybrid oder remote arbeiten, ‚das Gesicht der Firma‘, die gelebte Erfahrung hinsichtlich Führung, Kultur und Miteinander. Hier braucht es also insbesondere Zeit und Zuwendung. Hybrides Onboarding geht nicht ‚nebenbei‘.“
Glückt die Herausforderung, trotz physischer Distanz Zugehörigkeit herzustellen und das Wohlbefinden von Mitarbeitenden im Blick zu behalten, so zahlen Arbeitgebende auch auf ihre Attraktivität und Zukunftsfähigkeit ein – so das Resümee von Bettina Hantmann-Wilmes.
Titel:
Remote Positive Leadership: Positive Führung und Selbstführung im Spannungsfeld von Homeoffice und Büro
Autorin:
Bettina Hantmann-Willmes
ISBN:
978-3648176382
Comments