Die vergangenen zwei Jahren haben bedingt durch die Corona-Krise, die weltweit zunehmende Migration und erste spürbare Klimaveränderungen, um nur drei Beispiele zu nennen, das Leben vieler Menschen negativ beeinflusst.
Die Politik hat darauf Antworten gesucht, die nicht immer den Hoffnungen und Erwartungen aller entsprochen haben. Es kam teilweise sogar zu einer Zunahme von Hass in der Gesellschaft.
Um hier einen Ausweg zu finden, ist in erster Linie die Politik gefordert, eine Antwort zu suchen und in praktisches Handeln umzusetzen. Aber auch die Psychologie – insbesondere die Positive Psychologie – ist gefordert, Antworten zu finden, die das Wohlbefinden von denen erhalten und stärken, die Opfer von Hassäußerungen geworden sind. Gleichermaßen muss sie denjenigen beistehen, die sich nicht allein von den Gefühlen der Feindseligkeit auf andere Menschen befreien können.
Dabei wird unter Hass allgemein eine langandauernde negative emotionale Haltung gegenüber Personen und Gruppen gefasst, denen unterstellt wird, fundamentale negative Charaktereigenschaften zu haben.
Hass kann dabei von anderen negativen affektiven Zuständen wie beispielsweise Ärger in mehrfacher Hinsicht unterschieden werden. Ärger ist ein kurzlebiger affektiver Zustand, der sich auf eine konkrete Situation bezieht. Dazu im Gegensatz wird Hass als eine andauernde negative Bewertung oder Gefühl gefasst, das sich gegen Hassziele richtet, die als immanent böse und unfähig für Veränderungen betrachtet werden. Hass wird als Motiv benannt, das mit dem Ziel assoziiert ist, das Wohlbefinden des Zielobjekts zu zerstören oder zumindest einzuschränken.
Hier kann die Positive Psychologie ansetzen, indem sie den Opfern von Hassäußerungen sowie denjenigen, die in eine Spirale des Hasses gezogen wurden, hilft, ihr Verhältnis zu Mitgefühl für andere besser zu verinnerlichen und danach zu handeln. Mitgefühl ist dabei als Voraussetzung für eine sinnvolle Existenz und eine zivilisierte Gesellschaft die Grundlage.
Jeder und jede kann verstehen, dass die Menschen auf der jeweils anderen Seite eines Problems auch an Wohlbefinden und Glück für sich selber interessiert sind. Hier gilt es Mittel und Wege zu finden, um sich gemeinsam dessen zu vergewissern und dem anderen die Chance zu geben, Mitgefühl zu empfinden und zu äußern. Es gilt anzuerkennen, dass der andere nicht prinzipiell „böse“ ist, weil er eine andere Meinung hat und man sich selber nicht richtig verstanden fühlt. Das ist aber eine Frage der Gegenseitigkeit. Eine entstandene Gegnerschaft ist unbedingt aufzulösen, wenn sie nicht unser gesellschaftliches Klima über Jahre hinaus vergiften soll. Dabei wird möglicherweise offenbleiben müssen, wer in einer konkreten Frage im Recht war oder ist und wer nicht. Gemeinsamer Nenner sollte sein, dass wir Mitgefühl für den jeweils anderen oder die andere bekunden und akzeptieren.
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Positiven Psychologie könnten dazu eine Handreichung für eine solche Mediation erarbeiten und all denen zur Verfügung stellen, die sich in den verschiedenen Gemeinschaften, Sportvereinen und anderen gesellschaftlichen Gruppen unseres Landes der Herausforderung stellen wollen, Mitgefühl ihrer Mitglieder an die Stelle von Feindseligkeit, Vorurteilen und Unverständnis zu setzen.
Quellen:
www.psyarxiv.com/x9y2p/ - The psychology of hate: Moral Concerns differentiate hate from dislike
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