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Hoffnung und Optimismus – Hilfe in und aus der Krise

Aktualisiert: 24. Nov. 2021


Optimismus und Hoffnung wenn man negative Gefühle hat

Die meisten Menschen sind in aller Regel strebsame und zielorientierte Wesen. Sie streben nach einer Tätigkeit, die sie und ihre Familie ernährt, nach Gesundheit und Glück. Manche verfolgen auch Ziele wie soziale Gerechtigkeit. Sie streben nach technologischem Fortschritt und wissenschaftlichen Entdeckungen. Solche Ambitionen treffen aber oftmals früher oder später auf Widerstände. Wenn unsere zentralen Ziele bedroht sind, was nicht selten passiert, fühlen wir uns oft pessimistisch und ängstlich. Verzweiflung droht uns, unabhängig davon wo wir leben, in ihren Sog zu ziehen. Hier ist man versucht, mit Hoffnung und Optimismus nach Wegen zu suchen, um negativen Gefühlen zu begegnen und sie verschwinden zu lassen. Wie gehen wir dabei vor?


Was wissen wir über die Natur von Optiomismus und Hoffnung die uns helfen sollen, Herausforderungen zu bestehen und schwierige Lagen zu meistern?

Täglich werden weltweit Reden gehalten, die Hoffnung und Optimismus beschwören. Die Umweltaktivistin Greta Thunberg wird ab und an mit ihrer Aussage zitiert, dass die Erwachsenen sagen, dass sie der jungen Generation Hoffnung schulden. Sie entgegnet, dass sie aber nicht hoffnungsvoll sein will. Sie möchte die Erwachsenen in Panik versetzen (*). In diesem Satz stellt Greta und viele ihrer jungen Mitstreiter und Mitstreiterinnen den Begriff der Hoffnung in Frage und lässt wenig Raum für einen Optimismus, der den Menschen helfen wird, die aktuelle Krise zu meistern.

Worum geht es eigentlich bei Hoffnung und Optimismus? Beide Begriffe zu unterscheiden und zu trennen, hilft erst einmal, die beiden Varianten positiven Denkens besser zu verstehen.

Definition von Optimismus

Dem Begriff des Optimismus wurde in der Vergangenheit in der Psychologie ein hoher Stellenwert eingeräumt. Er wird ziemlich deutlich gefasst. Das Gleiche kann vom Begriff der Hoffnung nicht gesagt werden.

Da ist zuerst der sogenannte veranlagte Optimismus. Eine Person dieser Veranlagung hat die generelle Tendenz davon auszugehen, dass die Dinge gut für sie laufen werden. Eine pessimistische Person dazu im Gegensatz hat die Tendenz zu meinen, dass die Dinge sich eher schlecht für sie entwickeln werden. Seine Ergänzung findet der veranlagte Optimismus durch einen sogenannten Kontext bezogenen Optimismus, der sich auf den Ausgang eines konkreten Sachverhalts bezieht.

Dabei ist Optimismus nicht grundsätzlich nur positiv. Dieser kann manchmal auch mit Leichtsinn und einem Mangel an Realismus verbunden sein. Bezogen auf die Bedrohung durch den Klimawandel könnte man sagen, dass Pessimisten mit ihrer Einschätzung der Situation der tatsächlichen Lage wohl ziemlich nahe kommen, aber positive Veränderungen in der Vergangenheit nur von Optimisten herbeigeführt wurden. Das liegt wohl u.a. daran, dass man die aktuelle Lage ziemlich genau messen und Entwicklungen hochrechnen kann. Im Gegensatz dazu weiß man wenig oder Nichts über die Ressourcen und Dynamiken, die die Menschheit mobilisieren kann, wenn sie existenziell herausgefordert ist.

Nutzen von Optimismus

Untersuchungen im Bildungsbereich haben gezeigt, dass veranlagter Optimismus die Zielerreichung unterstützt. Optimistische Studenten und Studentinnen hatten zum Beispiel weniger Studienabbrüche als Personen in den Vergleichsgruppen. Sie waren besser als pessimistische Peers in der Lage, die Ziele stärker zu gewichten und Hauptziele zu bestimmen.

Weniger überraschend ist, dass Personen mit veranlagtem Optimismus daraus substanziellen sozialen Nutzen zogen. Sie unterhalten vielfältige soziale Beziehungen und haben diese Beziehungen in vorhersehbaren Wegen ausgebaut.

Auch in vielen Bereichen der geistigen und körperlichen Gesundheit ist Optimismus hilfreich, obgleich er natürlich kein Allheilmittel ist.

Nicht zuletzt tendieren optimistische Personen dahin, ein größeres emotionales Wohlbefinden zu erleben. Dazu gibt es umfangreiche Studien.

Dabei wurde aber auch sichtbar, dass Optimismus auch mit Gefahren verbunden ist. Dazu gehört unzweifelhaft die Selbstüberschätzung und die Verkennung von Gefahren. Das soll hier aber nicht weiter betrachtet werden.

Zu bemerken ist in diesem Zusammenhang noch, dass veranlagter Optimismus kultiviert und gestärkt werden kann. Die bisherige Forschung geht davon aus, dass 25 bis 35 % dieses Charakterzuges vererbt sind. Es bleibt also ein großes Feld, dass durch geistige Übungen entwickelt werden kann. So kann Optimismus allein dadurch gestärkt werden, dass man 5 Minuten pro Tag über das eigene ideale Selbst nachdenkt.

Definition von Hoffnung

Hoffnung ist etwas, dass wir aufrechterhalten können, auch wenn wir das Vertrauen verloren haben. Anders als beim Optimismus ist die Debatte darüber, was Hoffnung ist, heiß umstritten. Eine Definition benennt z.B. Hoffnung als die wahrgenommene Fähigkeit, zu gewünschten Zielen zu gelangen und sich selbst zu motivieren, diese zu erreichen.

Forscher und Forscherinnen, die auf dem Gebiet der Hoffnungstheorie arbeiten, sind sich einig, dass Hoffnung mindestens zwei Elemente benötigt. Einmal muss die Person, die hofft, daran glauben, dass ihr Ziel erreichbar ist. Zweitens muss sie wollen, dass die Dinge passieren, auf die sie ihre Hoffnung richtet.

Darüber hinaus muss ein dritter äußerer Bestandteil hinzukommen, der dazu beiträgt, dass die Hoffnung sich erfüllt. Das können andere Menschen, eine Weltanschaung, die Natur oder etwas anderes sein. Was diese Ingredienz sein kann, ist Gegenstand vielfältiger Untersuchungen und Erörterungen.

Der Wert von Hoffnung

Die Ansicht über Hoffnung hat nicht selten dahin tendiert, diese als töricht anzusehen. Es ist unzweifelhaft so, dass Hoffnung uns in bestimmten Fällen demotivieren und davon abhalten kann, die Ziele zu erreichen, die wir uns stellen. Aber Hoffnung muss diesen Effekt nicht haben. Auch wenn wir unsere Hoffnung in andere setzen, braucht das nicht zwangsläufig zu heißen, dass wir nichts tun und auf Kräfte von außen vertrauen. Insofern als Hoffnung ein Verlangen beinhaltet, zwingt uns die Natur von Hoffnung in die Richtung, darüber nachzudenken, mit welchen Mitteln wir unser Ziel erreichen können.

Wenn wir sagen, dass Hoffnung uns anspornen kann, ergibt sich die Frage, ob Hoffnung generell notwendig ist, um uns zu motivieren. Anders gefragt: Haben wir jemals etwas Wichtiges unternommen, ohne die Hoffnung zu haben, dass es erfolgreich ist?

Wie wir gesehen haben, scheinen einige Umweltaktivisten und Umweltaktivistinnen unter bestimmten Umständen Angst und Panik als Motivatoren zu favorisieren. Dass Hoffnung und Ängste in bestimmten Situationen schwer zu trennen sind, belegen verschiedenen Untersuchungen aus der Vergangenheit. Aber wenn Angst, wie Wissenschaftler argumentieren, verbunden mit Hoffnung auftritt, dann sind vielleicht Angst und Hoffnung Partner, wenn es um Motivation geht? Weitere Forschungen werden darüber mehr Klarheit bringen.

Hoffnung ist nicht zuletzt auch politisch hilfreich. Die Hoffnung für ein bestimmtes politisches Ergebnis macht seine Erreichung wahrscheinlicher. Hoffnung ist essenziel für die Existenz eines demokratischen politischen Lebens. Eine funktionierende Demokratie erfordert die konkrete Zusammenarbeit mit anderen Menschen. Aber wenn wir keine Hoffnung haben, dass unsere Mitbürger und Mitbürgerinnen mit uns bei der Erreichung bestimmter kollektiver Ziele zusammenarbeiten werden, erodiert das Vertrauen, was kritisch für jede Form von Demokratie ist.

Zukünftige Forschung und Aussichten

Trotz zahlreicher Fortschritte bei der Erforschung von Hoffnung bleiben wichtige Fragen bisher weitgehend unbeantwortet. Hoffnung ist in vielerlei Hinsicht rätselhaft. Aber trotz der Schwierigkeit, Hoffnung zu charakterisieren, gibt es wichtige erste Ansätze. So sind beispielsweise die Risiken und der Nutzen von Hoffnung durch die Forschung der vergangenen Jahre deutlicher geworden.

Über die verschiedenen Formen von Optimismus ist dagegen in der Vergangenheit unter den Forschern mehr Einigkeit erreicht worden.

Im Lichte des belegbaren Nutzens von Hoffnung und Optimismus ist besonders interessant und wichtig zu erforschen, wie man beide kultivieren und stärken kann.

Es scheint aber unzweifelhaft, dass wir die Krise des Klimawandels und seiner Folgen nur meistern werden, wenn wir eine tätige Hoffnung und einen realistischen Optimismus haben bzw. uns aneignen. Beide gilt es in den kommenden Jahren an die wachsenden Anforderungen immer wieder anzupassen. Dabei werden wir sicher nicht umhinkommen, manche Hoffnungen aufzugeben und sie den Realitäten zu opfern. Ein Gefühl der Panik ist zwar verständlich. Es versperrt aber den Blick auf die Lösung der Herausforderungen, vor denen die Menschheit zweifellos steht.

 

Quelle:

(*) Thunberg, G., No One Is Too Small to Make a Difference, Penguin, 2019, S. 22,

https://www.templeton.org/wp-content/uploads/2020/10/JTF-Hope-Optimism.pdf



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